Zu Gast bei der Veluwsche Stoomtrein Maatschappijein
Jürg und Jana Seyffarth
Die Veluwsche Stoomtrein
Maatschappij (VSM) besteht seit 1975 und organisiert seitdem als besondere
Attraktion Fahrten durch die Veluwe, das größte zusammenhängende Waldgebiet
(etwa 1100 km²) der Niederlande in der Provinz Gelderland.Inzwischen
wurde ein beeindruckender und vielseitiger Fahrzeugbestand mit einer
umfangreichen Sammlung an Dampf- und Diesellokomotiven, historischen Personen-
und Güterwagen aufgebaut.Am ersten vollen Wochenende im September, im
Jahr 2019 am 7. und 8. September, organisiert die VSM das größte Dampffestival
der Niederlande unter dem Namen: "Zurück zu Damals" (Terug naar Toen). Weit über
die Grenzen der Niederlande ist dieses einmalige Dampfspektakel bekannt. Jedes
Jahr lockt es tausende Besucher an. Am Freitag, dem 06.09.2019,
machten wir uns mit Ramona Peters auf den Weg nach Loenen, im Gepäck hatten wir
unseren Infostand, viel gute Laune und die Lust auf Dampf satt. Die Vorfreude
war so groß, dass die Fahrt fast wie im Fluge verging. Nach vielen Kilometern
Autobahn und einem leckeren Mittagessen trafen wir am Nachmittag in unserem
Quartier ein. Nach unserem Ferienhaus mussten wir erst einmal suchen, der
Ferienpark war ein Ort für sich. Dann hieß es Koffer ausladen und ab zum Bahnhof
nach Loenen. Dort liefen die Vorbereitungen bereits auf Hochtouren. Eine riesige
Dampfmaschine kam gerade per LKW an. Die 01 1075 traf auch aus Dieren ein und
hatte einige Schnellzugwagen am Haken.

Foto (Jürg Seyffarth): Ein Zug mit der 01 1075 bei der
Einfahrt in Loenen.
Nun wurde
es mal etwas lauter, pfeifend rollte der Zug ganz nah an uns vorbei. Diese für
Eisen-bahnfreundes Ohren doch sehr angenehme Art der Musik sollte uns das ganze
Wochenende begleiten. Unseren Stand haben wir dann auch gleich ausgeladen und
aufgebaut. Dass wir am Samstag noch einmal umziehen müssen, wussten wir zu
diesem Zeitpunkt noch nicht, aber das war innerhalb von 30 Minuten mit einigen
fleißigen Helfern der VSM erledigt. Alles, was irgendwie mit Dampf
betrieben wird, wurde nach Loenen gebracht. Angefangen von
Echtdampf-Gartenbahnen bis zur Straßenlokomotive gab es viele Maschinen in
Aktion zu bestaunen.
Bei einem
Rundgang über das Festgelände, welches sich über den gesamten Bahnhofsbereich
erstreckte, konnte man eine Reise in die Vergangenheit erleben. Überall
dampften, zischten und rumpelten die Kolosse aus längst vergangenen Tagen.
Eine alte Dreschmaschine, wie sie meine Tante einst in der Scheune stehen hatte,
brachte mich, in Gedanken versunken, in meine Kindheit zurück. Dieser
Ort muss eine Schatzkammer gewesen sein, interessant und gleichzeitig etwas
unheimlich war es in dieser Scheune. Da stand also nun dieses orangene Monster,
auf dem wir immer gespielt hatten, und verschlang Garbe für Garbe, um wenig
später Korn und Stroh getrennt wieder auszuspucken.Ich hab diese
Maschine vorher noch nie in Aktion erleben dürfen, ich hätte stundenlang
zuschauen können.

Foto (Jürg Seyffarth): Erinnerungen an die Kindheit –
eine Dreschmaschine von 1934.
Das Pfeifkonzert eines durchfahrenden Zuges holte mich
aus meinen Träumen zurück… Die Ladestraße war wirklich ein
Technikparadies. Es wurde sehr viel Technik gezeigt, allein die Fotos
würden den Rahmen unseres kleinen Heftchens sprengen. Deshalb will ich hier auch
nur ein paar Bilder zeigen. Für die kleinen und großen Besucher
wurden 5- und 7-Zoll-Bahnen aufgebaut, diese drehten munter ihre Runden auf dem
Gelände vor dem Festzelt. Von einer Feldbahnlok auf 5-Zoll-Gleisen bis zur
7-Zoll-Schnellzuglok wurde auch hier Einiges geboten. Besonders für die Kinder
war es ein Riesen-Spaß, mit den kleinen Bahnen ein „paar“ Runden zu fahren.
Einige der kleinen Besucher waren anscheinend in und auf den kleinen Waggons
angewachsen.

Foto (Jürg Seyffarth):
Mensch undMaschine müssen sich auch mal eine
Pause gönnen

Foto
(Jürg Seyffarth): Blick in den hinteren Teil der
Ladestraße
Mehrere Sonderzüge pendelten auf der vereinseigenen
Strecke zwischen Loenen und Apeldoorn oder nach Dieren. Hier waren Züge
unterwegs, die teilweise mit bis zu drei Loks bespannt waren und somit für
„Musik“ in den Wäldern gesorgt haben. Wir nutzen an beiden Tagen auch die
Gelegenheit, mit den angebotenen Sonderzügen zu fahren. Mit Dampf und
der historischen Diesellok Nr. 2530 ging es am Samstag nach Apeldoorn und am
Sonntag mit der 52 3879 nach Dieren. Es war ein wahrer Genuss für die Sinne, ob
das Fahrgefühl in den alten D-Zugwagen oder die Geräuschkulisse der arbeitenden
Dampfloks vor dem Zug. offenen Fenster mit der Nase und
den Ohren im Fahrtwind. Mit Kameras „bewaffnete“ Eisenbahnfreunde waren überall
an der Strecke zu sehen. Ob mit dem Fahrrad, zu Fuß oder dem Auto an die Strecke
gekommen, überall wurde gefilmt oder fotografiert. An einer kleinen Bahnstation,
direkt unter der Autobahnbrücke der A50, hat man es sich ganz gemütlich gemacht.
Dort saßen Schaulustige in Liegestühlen auf dem Bahnsteig und winkten den vorbei
fahrenden Zügen zu. Wie wir es bei uns auch handhaben, winkt man mit einem
Lächeln zurück.Sicherungstechnisch ging es an den vielen
Bahnübergängen zu, wie es früher auf Nebenbahnen üblich war. Mit einer Fahne
wurde an Übergängen mit Straßenquerung den Autofahrern signalisiert, dass die
Weiterfahrt eventuell mit einem Blechschaden enden könnte. Mit lauten
Pfiffen verschafften sich die Züge freie Fahrt. Selbst in unserer Unterkunft
unweit von Loenen waren die Pfiffe der Loks morgens deutlich zu hören. Einen
Wecker brauchten wir also nicht, das hat die Eisenbahn erledigt. Für
die Foto- und Videofreunde fuhr an beiden Tagen auch ein Fotogüterzug zwischen
Loenen und Erbeek. Dabei kam fast jede Lok einmal zum Einsatz, selbst die stolze
01 1075 machte sich mit dem Güterzug auf den Weg nach Erbeek, auf halber Strecke
zwischen Loenen und Dieren gelegen. Dort hat man die Möglichkeit, einen Zug zu
überholen oder die Lok umzusetzen. Ansonsten ist die Strecke eingleisig und
führt über Wiesen und durch Waldgebiete. Einen optisch sehr
gewöhnungsbedürftigen Anblick lieferte uns die Diesellok Nr. 2530 in ihrem doch
etwas eigenwilligen Farbkleid.

Foto (Jürg Seyffarth):
Die besagte NS.2530 beim Rangierenin Loenen.
An beiden Tagen herrschte am Infostand unserer IG
reges Treiben. Mit jeder Ankunft eines Sonder-zuges rollte eine Menschenlawine
durch das große Zelt, in dem auch unser Stand aufgebaut war. Zwischendurch war
es mal etwas weniger voll, so dass wir uns auch mal einen leckeren Burger oder
einen Kaffee zu Gemüte führten konnten. Für eine ausreichende Verpflegung der
Besucher und Aussteller wurde bestens gesorgt. Es gab sehr viele
Gespräche mit Besuchern und Mitgliedern der VSM. Aus den Gesprächen war zu
entnehmen, dass die „Brocken Stoomtrein“ in den Niederlanden sehr bekannt und
beliebt ist. Einige der Gesprächspartner haben bei der HSB eine Ausbildung zum
Ehrenlokführer absolviert und/oder sind auch ab und zu Gast auf einem unserer
Sonderzüge. Wie klein doch die Welt ist. Es war ein sehr schönes und
erlebnisreiches Wochenende in Loenen. Mit viel Dampf, alter Technik zum Anfassen
und vielen netten Menschen, die das gleiche Hobby haben. Wir kommen
im nächsten Jahr wieder, wenn es heißt „Terug naar Toen 2020“.
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