Eisenbahnfreunde erfahren und erleben
Eisenbahn
Jürgen Steimecke Am
07.07.2017 war es wieder einmal soweit – Eisenbahnfreunde, dabei einige
Mitglieder der IG Harzer Schmalspurbahnen e.V., unternahmen eine gemeinsame
Eisenbahnfahrt.
Morgens pünktlich um 5.40 Uhr ging es von Wernigerode über
Magdeburg, Berlin-Lichtenberg und Müncheberg (Mark) zur Buckower
Museumseisenbahn nach Buckow in der Märkischen Schweiz.
Ziel dieser
Eisenbahnfahrt war es, dem Städtchen Buckow mit seinem Eisenbahnmuseum, welches
am Ufer des Schermützelsees mitten in der Märkischen Schweiz liegt, einen Besuch
abzustatten.
Foto (Jürgen Steimecke): Der Bahnhof Buckow Märkische
Schweiz).
Im Bahnhofsbereich vom Bahnhof
Buckow (Märkische Schweiz) lud das Bahnhofsgebäude mit seinem Güterschuppen zum
Verweilen ein, dort befindet sich heute das Bahnhofsmuseum. Auf Nachfrage wurde
uns auch ein Einblick in die Fahrzeughalle mit den in Aufarbeitung befindlichen
Fahrzeugen gewährt. Als besonderer Höhepunkt stellte sich die anschließende
Führung durch den hinteren Gebäudeteil mit den Energieversorgungsanlagen dar.
Wie durch ein Wunder überlebte hier bis heute ein abgeschalteter
Quecksilberdampfgleichrichter in Form einer riesigen Glühbirne, ca. 80 cm
Durch-messer, aus den 1930er Jahren. Er vermittelte auch im abgeschalteten
Zustand den damaligen technischen Standard.
Nach diesem bildungsreichen
Rundgang ging es in ein gemütliches Gartenlokal, wo schon die ersten Erfahrungen
ausgetauscht wurden.
Hier nun eine kurze Historie der Eisenbahn nach Buckow
(Märkische Schweiz):
Nachdem der am 01.10.1867 eröffnete letzte
Teilstreckenabschnitt der preußischen Ostbahn Berlin – Küstrin in einer
Entfernung von 5 km an Buckow vorbei führte, vertiefte sich dort der Wunsch nach
einem Bahnanschluß.
Am 26.07.1897 war es dann soweit. Die 5 km lange
Eisenbahnstrecke Buckow (Märkische Schweiz) - Dahmsdorf-Müncheberg östlich von
Berlin mit einer Spurweite von 750 mm wurde in Betrieb ge-nommen. Aus
Dahmsdorf-Müncheberg wurde später dann der Bahnhof Müncheberg (Mark).
Der
Bahnhof Müncheberg (Mark) fungierte mit Inbetriebnahme der Buckower Kleinbahn
als Umsteige- und Umladebahnhof. In den folgenden Jahren nahm der
Eisenbahnbetrieb rasant zu. Der gestiegene Güter- und Personenverkehr machte
einen Umbau der Eisenbahnstrecke ab 1929 von 750 mm (Schmalspur) auf 1435 mm
(Regelspur) notwendig, man entschied sich für den elektrischen Antrieb. Am
15.05.1930 konnte der elektrische Betrieb mit 800 Volt Gleichstrom aufgenommen
werden. Der hierzu benötigte Strom wurde mittels zweier
Quecksilberdampfgleichrichter bereitgestellt. Fortan übernahmen drei elektrische
Triebwagen mit Beiwagen die Leistungen im Personenverkehr.
Die
dampfbetriebene Schmalspurbahn stellte am selbigen Tag den Eisenbahnbetrieb ein.
Nach Enteignung der Buckower Kleinbahn AG wurde die Bahn ab Ende 1950
betrieblich der Berliner S-Bahn und dem Bahnbetriebswerk Berlin-Friedrichsfelde
unterstellt. In den Jahren ab 1965 entwickelte sich die Bahn zu einer der am
besten ausgelasteten Nebenstrecken der DDR.
Ab 1980 machte sich eine
Modernisierung des Fahrzeugparkes notwendig. Die Rekonstruktion der vorhandenen
Triebwagen unter Zuhilfenahme vieler moderner Ersatzteile aus anderen
Fahrzeugbau-bereichen der DR veranschaulicht die Notlage und den
Einfallsreichtum im damaligen DR-Fahrzeugbau – an Neubau-Fahrzeuge war nicht zu
denken. Inneneinrichtung und Fenster spendierten Fahrzeuge der Berliner S-Bahn.
Die Türen lieferten Halberstädter Reisezugwagen, das neue Fahrgestell stammt von
ausrangierten Güterwagen. Fahrmotore und die Fahrsteuerung entstammten
Straßenbahn-Fahrzeugen. Das letzte modernisierte Altfahrzeug wurde erst nach
1990 verschrottet.
Fotos(Klaus Kieper, Sammlung Steimecke): Im Jahr 1970
waren noch die Original-Fahrzeuge aus den 1930er Jahren
(Foto oben) im Einsatz auf der
Strecke zwischen Buckow (Märkische Schweiz) und Müncheberg (Mark),
1983 sahen die Triebwagen nach einer Rekonstruktion,
die eigentlich ein Neu-bau war, dann etwas „kantiger“ aus (Foto unten).
Seit 1992 kümmert sich der Verein Museumsbahn Buckower Kleinbahn e.V. um die
seinerzeit stilllegungsgefährdete Bahnlinie, deren ursprünglich elektrischer
Betrieb am 22.05.1993 eingestellt wurde. Fortan befuhren Dieseltriebwagen die
Bahn.
Kurz nach dem 100. Geburtstag der Kleinbahn, am 27.09.1997, schien das
Ende gekommen zu sein. Unbemerkt von der Öffentlichkeit fuhr um 22.53 Uhr der
letzte fahrplanmäßige Zug in Buckow ab.
Trotz aller Bemühungen wurde ein
Jahr später, am 27.09.1998, der Bahnbetrieb zunächst eingestellt.
Am
18.05.2002, vier Jahre nach Einstellung des Zugbetriebes, verkehrte wieder ein
Triebwagen zwischen den Bahnhöfen Müncheberg und Buckow.
Im Jahr 2017 konnte
das 120. Jubiläum dieser Bahn begangen werden. Unter Führung des Vereines
Museumsbahn Buckower Kleinbahn e.V. verkehrt die Kleinbahn seit 2002 gemäß der
Bau- und Betriebsordnung für Straßenbahnen (BO Strab) wieder planmäßig.