Jürgen
Steimecke
In alten Aufzeichnungen wurde die am Nordrand des Harzes gelegene Ortschaft
Gernrode als die Wiege des anhaltinischen Bergbaues bezeichnet. Schon um das
Jahr 1134 wurde um die Ortschaft Gernrode herum intensiver Bergbau betrieben.
Das Grubengebiet lag am Osterberg, wo in 70 Schächten Gold, Silber, Blei,
Kobalt, Wismut usw. abgebaut wurde. Infolge geographischer Streitigkeiten
zwischen den Ortschaften Quedlinburg und Gernrode fand der Bergbau am Osterberg
im Jahr 1204 ein jähes Ende. Später, nach Beilegung dieser kommunalen
Streitigkeiten, wurde der Bergbau in dieser Region fortgesetzt. Der
Gernröder Bergbau besaß mit dem Harzgeröder Bergbau keinerlei Berührungspunkte.
Die Gern-röder Erzgänge verliefen am nördlichen Harzrand am Rambergmassiv, das
Harzgeröder Revier folgte dem Neudorf-Straßberger Erzgang zwischen Selke und
Wipper. Hier ein Auszug aus einer Veröffent-lichung im Jahr 1973 (kursiv,
Quelltext) mit Ergänzungen durch mich (Normalschrift,
blau)Aus
- Hercynia N.F. Leipzig 10 (1973) 1, Seite 77 bis 95:
Der Bergbau im ehemaligen Anhaltinischen Harz
Es ist davon auszugehen, daß in diesem Teil des Harzes der Bergbau mit dem Ziel
der Silbergewinnung bereits im 10. Jahrhundert einsetzte. Urkundliche Belege
hierzu fehlen zwar, aber es ist Tatsache, daß König Otto III. im Jahr 993 dem
Nienburger Abt das Recht verlieh, in Hagenrode einen Markt und eine Münze
anzulegen und somit Marktzoll zu erheben. Dieses Recht läßt der Abt auf der
Harzhochfläche in Harzgerode, damals „Hasacanroth“ genannt, ausüben.Fürst
Otto I. von Aschersleben (Anhalt) erteilte im Jahr 1300 den drei umliegenden
Klöstern Schürf-rechte nach Metallen im Birnbaumrevier, damals “in loco qui
Birbom vulgariter appelatur“ genannt. Weitere urkundliche Nachrichten
über den anhaltinischen Bergbau im Harz stammen aus dem Jahr 1492. Im Jahr 1539
prägte die Harzgeroder Münze die ersten Taler aus Birnbaumer Silber.
Am 21.11.1692 wurde im Selketal erstmalig Silber erschmolzen, dies war
gleichzeitig die Geburtsstunde der heutigen Ortschaft Silberhütte/Anhalt. Um
Betrügereien bei der Erzschmelze vorzubeugen, wurde durch den Fürsten Wilhelm
von Anhalt-Bernburg-Harzgerode diese Hütte mit dem Namen
Victor-Friedrich-Silberhütte gegründet. Hier erfolgte fortan die Verhüttung der
in der näheren Umgebung von Harzgerode abgebauten Erze bis zur
Betriebseinstellung. Eine noch heute vor Ort erhaltene gußeiserne Gedenktafel
erinnert mit der Inschrift “VICTOR FRIEDRICHS SILBERHUETTE / ERNEUERT DURCH /
HERZOG ALEXIUS FRIEDRICH CHRISTIAN / IM JAHRE MDCCCXXV“ an diese Erneuerung im
Jahr 1825 durch Herzog Alexius Friedrich Christian von Anhalt-Bernburg. In
diesem Jahr wurden in der Hütte neben Silber auch das einzige hier im
Harzgeroder Revier gefundene Gold sowie Selen verhüttet (erschmolzen). In vier
Schmelzöfen und zwei Schwefelöfen wurden bis zu 1,6 Tonnen Silber und 870 Tonnen
Blei jährlich erzeugt. Ein Vitriolwerk vervollständigte die Hüttenanlage.
Vitriol kommt als Oxidationsprodukt in sulfidischen Buntmetall-Erzlagerstätten
vor. Dieses Salz bzw. Mineral ist ein Grundbestandteil der Schwefelsäure.
Nach einer sich fortsetzenden Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage im
Hütten- und Bergwerkswesen, die Metallpreise sanken auf dem damaligen Weltmarkt,
verkaufte 1872 der anhaltinische Staat seine Hütten- und Bergwerke im Harz an
eine private Person. Dieser neue Unternehmer gründete zunächst die
“Mägdesprung-Neudorfer Eisen- und Silberhütten Bergbau AG“. Bereits 1879 wurden
die Bergwerke von Mägdesprung und Alexisbad weiterverkauft. Jetzt nannte sich
die neue Betreibergesellschaft “Harzer Bergwerkverein Neudorf AG“. Bedingt durch
große finanzielle Schwierigkeiten vollzog sich 1894 erneut ein Eigentumswechsel.
Ab jetzt wurde unter dem Firmennamen “Anhaltinische Blei- und Silberwerke“
gearbeitet. Mit Baubeginn der Selketalbahn im Jahr 1887 erhielt der
Hüttenort Silberhütte/Anhalt im Jahr 1889 einen Eisenbahnanschluß. Jetzt sah man
auch im anhaltinischen Fürstenhaus eine bedeutende Wettbewerbsverbesserung für
diese Bergwerks- und Hüttenregion. Das Fürstenhaus investierte in den Jahren
1886/87 nochmals. Bedeutende weitreichende Modernisierungsarbeiten im
Hüttenbereich der Silberhütte/Anhalt wurden eingeleitet. Vom Neudorfer
Pfaffenbergschacht (bei Harzgerode gelegen) bis zur Heinrichs-Höhe in
Silberhütte/Anhalt wurde eine 4,5 km lange Erzbahn mit 750 mm Spurweite erbaut
und in Betrieb genommen. Die ersten Erzzüge wurden noch durch Fuhrleute mit
ihren Pferden gezogen.
Foto (Sammlung Steimecke): „Rangierbetrieb“ im Jahr 1888 mit Pferden und
Erz-Kipploren in Silberhütte.
Erst einige Jahre später beschaffte die Harzer Bergwerkverein Neudorf AG im Jahr
1899 eine neue 30 PS starke und 20 t schwere zweiachsige Bn2t-Naßdampflokomotive
von der Firma Krauss&Co aus München mit der Fabr-Nr. 2192. Diese kleine Lok
versah bis zur Betriebseinstellung 1909 sehr verläßlich ihren Dienst.
Stationiert war die kleine Dampflok am Pfaffenbergschacht, wo sich auch der
Lokschuppen befand. Der Wagenpark umfaßte sieben Wagen für den Personenverkehr
und 18 Kipploren mit jeweils 2,5 Tonnen Nutzlast. Die Erzbahn begann
am Pfaffenbergschacht südlich von Neudorf und mußte in einen großen Bogen um den
kleinen Ort herumgebaut werden. Hierdurch konnten die Bergwerke, der Blaue-, der
Friederiken- und der Meisbergschacht angeschlossen werden. Letztendlich mußte
die Erzbahn doch noch eine gewisse Strecke durch die Ortslage von Neudorf
geführt werden. Die Erzbahn kreuzte die Hauptstraße und verlief dann die heutige
Neue Straße entlang ins freie Gelände. In mehreren Schleifen versuchte man sich
damals dem Gelände anzupassen und größere Steigungsabschnitte beim Bahnbau
auszuschließen. Zunächst verlief die Erzbahn am westlichen Hang des Teufelstales
bis zur Höhe des Fürstenteiches. Hier bog die Bahn dann scharf in Richtung
Südhang des Selketales ab. Bis zur Endstation in Silberhütte verläuft die
Erzbahn hier am oberen Talrand des hier steil abfallenden Selketals. In
Silberhütte, dem Endpunkt der Erzbahn, befand sich ein Umsetzgleis sowie eine
kleine Reparaturwerkstatt, welche im oberen Maschinenhaus des Bremsberges
untergebracht war. Zwischen der Erzbahn und dem erzverarbeitenden
Hüttenkomplex im Tal gab es keine gleismäßige Anbindung. Am Endpunkt der
Erzbahn, in Silberhütte/Anhalt, wurde das bei Neudorf gewonnene Erz direkt in
die Erzbunker, welche sich unterhalb der Gleisanlagen befanden, verkippt. Der
Höhenunterschied zwischen der Erzbahn (Bergstation 375 müNN) und der sich im Tal
(Talstation 340 müNN) befindlichen weiterverarbeitenden Hüttenindustrie betrug
bis zu 35 Höhenmeter auf 250 m Länge.
Diese Gefällestrecke wurde mit einer mehrgleisigen Seilbahnanlage, welche großer
Bremsberg genannt wurde, überwunden. Die Spurweite dieser Seilbahn, welche zur
Werks- bzw. Hüttenbahn gehörte, betrug 500 mm. Die Gleisanlagen verliefen vom im
Tal gelegenen Hüttenkomplex den großen Bremsberg hinauf und verband so die erste
Stufe der Erzaufbereitung (heutiger Standort Silberhütter Kirche), welche hier
direkt unterhalb der Erzbahn angeordnet war. Die Loren, welche das
aufbereitete Erz aus der oberen Erzaufarbeitung abholten, wurden in der
Talstation des großen Bremsberges auf sogenannte Plateauwagen gesetzt und zur
entsprechenden Erzaufarbeitungsstufe befördert.
Foto (Sammlung Steimecke): Auf einer Postkarte von 1900 kann man deutlich die
Trasse der Erzbahn am oberen Talrand des Selketales (rote Linie), das „obere
Maschinenhaus“ (blau eingekreist) und die Gleisanlagen des „Bremsberges“ (grüne
Linie) erkennen. Der heute noch vorhandene Bahnhof der Selketalbahn ist leider
nicht zu erkennen – er befindet sich genau hinter dem Schriftfeld „Gruss aus
Silberhütte i. Harz“.
Auch die für die Neudorfer Einwohner und deren Bergwerke bestimmte Fracht wurde
hier aus dem Tal den Bremsberg hinauf zur Erzbahn befördert und mit ihr in
Richtung Neudorf abtransportiert. Kleine eingebaute Drehscheiben in der
Talstation sicherten eine bedarfsgerechte Beförderung der Loren ab.Vom
großen Bremsberg herab führte das umfangreiche Gleisnetz der Hüttenbahn zur
zweiten im Tal gelegenen Erzaufbereitung
(heute gehört dieses ehemalige Hüttengelände zum Unterharzer Waldhof sowie zum
hier angelegten Parkplatz)
sowie zu den Verhüttungsanlagen der Blei- und Silberhütte im Tal. Die mit Erzen
beladenen Loren wurden hier mittels Pferdekraft bewegt, was einen weiteren
Handverschub der Loren zwischen den einzelnen Hüttengebäuden, Lagerplätzen usw.
nicht ausschließt.Nach einer umfassenden Auswertung von historischen
Bilddokumenten konnte das Gleisnetz der Hüttenbahn weitestgehend rekonstruiert
werden. Die Gleisanlagen der Hüttenbahn, für den Hütten-bereich mit seinen
verschiedenen Erzaufbereitungsstufen, dem Bremsberg sowie den Lagerplätzen
verfügten über ein Streckennetz von ca. 5.500 Meter (gesamt) Länge.
Die Gleisanlagen der Hüttenbahn mit ihren 500 mm Spurweite kreuzten im heutigen
Bahnhofsbereich von Silberhütte/Anhalt dreimal die Gleisanlagen der früheren
Gernroder-Harzgeroder Eisenbahngesell-schaft (GHE) im rechten Winkel. Das
Bahnhofsgleis 2 wurde vorrangig als Umladegleis zwischen der Hüttenbahn und der
GHE genutzt.
Foto (Sammlung Steimecke): Ein Foto aus dem Jahr 1909 zeigt die
Industrieanlagen der „Hütte“ in Silberhütte/Anhalt mit den umfangreichen
Gleisanlagen der Hüttenbahn. Auch hier ist gut der „Bremsberg“ zu erkennen.
Die hier ortsansässige Pulvermühle, einst eine zur Harzgeröder Fürstenlinie
gehörende Pulvermühle (Herstellung von Schwarzpulver) im Selketal, fand erstmals
1709 eine Erwähnung. Im Jahr 1735 wird diese Pulvermühle nochmals als Anlage
neben der Silberhütte erwähnt. Von hier wurden die umliegenden Bergwerke mit dem
nötigen Sprengstoff beliefert. Weiterhin verfügte die Pulvermühle über einen
direkten Gleisanschluß zur Hüttenbahn in Silberhütte/Anhalt. Durch eine
Explosion wurde die Pulvermühle 1898 zerstört, aber sofort wieder aufgebaut. Ab
1893 wurde zusätzlich auch die Produktion von Feuerwerkskörpern aufgenommen.
Dieser Betrieb heißt heute Pyrotechnik Silberhütte (als Niederlassung
Pyrotechnik Silberhütte der Rheinmetall Waffe Munition) und besteht bis heute.
Dieses Werk führte im Jahr 1928 Versuche mit raketenbetriebenen
Schienenfahrzeugen durch. Bereits im ersten Test erreichte das Schienenfahrzeug
mit dem Namen „Eisfeld-Valier-Rocket I“ von Max Valier die Geschwindigkeit von
253 km/h, damals ein Weltrekord. Beim dritten Versuch sprang das Fahrzeug
allerdings aus den Schienen und wurde dabei zerstört. Im Harzgeröder
Hüttenbezirk wurde für das Bergwerk “Pfaffenbergschacht“, zur Wasserhebung,
bereits 1822 eine einfach wirkende Wattsche Dampfmaschine mit 5,5 PS Leistung
aufgestellt. Diese Dampf-maschine soll nach Aufzeichnungen des Neudorfer
Bergmeisters Böbert (1840+) die erste Anlage im Harzer Bergbau gewesen sein. Mit
ihr wurden pro Minute 248 Liter Grubenwasser 57 m hoch gepumpt. Die
Blei- und Silberhütte in Silberhütte/Anhalt erhielt im Jahr 1889 (im km 17,3)
einen direkten Gleisanschluß mit Umfahrgleis (später auch Hochbahn genannt) zur
GHE mit 1.000 mm Spurweite. Ab jetzt wurden sogenannte Fremderze, welche mit der
Selketalbahn herantransportiert wurden, mit verhüttet. Hierdurch erlebte der
Hüttenkomplex in Silberhütte einen zwischenzeitlichen neuen Aufschwung. Am
22.06.1894 drohte die Zwangsversteigerung des Hüttenkomplexes durch die Geraer
Bank. Diese Zwangsvollstreckung wurde aber zugunsten eines Verkaufes an den
Engländer Wyndham Henry Wynne, welcher in Niedertiefenbach an der Lahn wohnte,
ausgesetzt. Letztendlich fanden abermals zahlreiche
Umstrukturierungen in der Erzaufbereitung und deren Verhüttung in Silberhütte
statt. Durch die mit vielen Schwermetallen belasteten Abgase der
Erzhütte starb der Wald auf ca. 1,5 km Länge in der vorherrschenden Windrichtung
in Richtung Alexisbad ab. Schon diese Tatsache war damals eine
forstwirtschaftliche Umweltkatastrophe. Unter der neuen
Geschäftsführung von Herrn Direktor Dr. Karl Foehr entstanden um 1900 neue
Häuser für die Belegschaft, eine Bibliothek, eine Lesehalle, eine Krankenstation
sowie eine Berg- und Hüttenschule. Gleichzeitig setzte jedoch der Niedergang des
Neudorfer Bergbaues ein. Das erste Bergwerk wurde bereits 1890 geschlossen, das
letzte folgte 1908. Ab jetzt wurden ausschließlich fremde Erze verarbeitet. Im
Mai 1909 verkehrte der letzte Erzzug von Neudorf nach Silberhütte und zurück.
Einige Monate später wurde die Dampflok nochmals angeheizt und nach Silberhütte
gefahren, um sie dort zu verkaufen. Über den weiteren Verbleib dieser Lok ist
leider nichts bekannt. Im Jahr 1909 kam es zum Konkurs und die Blei-
und Silberhütte in Silberhütte/Anhalt stellte ihren Betrieb ein. Verzweifelte
Versuche des Hüttenbetreibers Wyndham Henry Wynne, neue Gelder für eine
Neugründung und letztlich weiteren Betrieb der Silberhütte aufzutreiben,
schlugen fehl. Durch den plötzlichen Tod des Hüttenbetreibers im Mai 1910 wurde
dieses Ansinnen zunichte gemacht. Die in finanzielle Not geratene
Silberhütte musste ihren Verzicht auf sämtliche Berg- und Abbaurechte erklären.
Die Stadt Harzgerode kaufte im Juni und Oktober 1911 die Silberschächte
„Albertine“ und „Hoffnung Gottes“ mit allem Nebengelaß. Der Liquidationsausschuß
beschloß zudem die Zustürzung aller Neudorfer Gruben und den Abriß aller Gebäude
auf der Silberhütte. Mit Sprengung des 85 Meter hohen Hüttenschornsteines am
20.04.1912 war die Zerstörung aller Bergwerks- und Hüttenanlagen abgeschlossen.
Foto (Sammlung Steimecke): Wahrscheinlich haben die auf dem Foto abgebildeten
Arbeiter vor dem Abriß selbst in der „Hütte“ gearbeitet. Was mag wohl in diesen
Menschen vorgegangen sein, als sie ihren Arbeitsplatz und den von Generationen
ihrer Vorfahren zerstört haben… Freude ist jedenfalls nicht in den Gesichtern zu
erkennen.
Im Jahr 1914 siedelte sich auf Teilen des ehemaligen Hüttengeländes in
Silberhütte/Anhalt das Dampfsägewerk Albert Nickol an. Auf staatlichen Druck in
der DDR-Zeit fusionierte dieses Sägewerk am 01.07.1963 mit dem ebenfalls
ortsansässigen Sägewerk Friedrich Bürger, welches sich seit dem 04.10.1896 auf
dem Gelände der Rinkemühle angesiedelt hatte.
Foto
(Sammlung Jörg-PeterKaschner):
Ein bekanntes Produkt der „Rinkemühle“ etwas
außerhalb von Silber-hütte waren Holzfässer, legendär sind
heute noch die hoch beladenen „Fässerwagen“, welche
den Güterverkehr auf der Selketalbahn lange präg-ten.
Das Foto aus dem Jahr 1928 zeigt recht beein-druckende
Berge von aufgestapelten Fässern im Betriebsgelände der
Rinkemühle, rechts ist gut das Gleis der Selke-talbahn und das An-schlußgleis
zu erkennen.
Die beiden Sägewerke firmierten jetzt zusammen unter dem Doppelnamen
Bürger-Nickol KG.
Aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Umwälzungen in Deutschland wurde
der ehemalige Betriebszweig Nickol, welcher sich gegenüber vom Bahnhof in
Silberhütte-Anhalt befand, 1990 stillgelegt und ist heute eine Industriebrache.
Auf einem weiteren Teil der ehemaligen Silberhütte siedelte sich ein weiteres
Sägewerk an. Durch die hier fließende Selke getrennt auf der gegenüberliegenden
Seite des Bahnhofes angesiedelt war das Sägewerk Kaden. Dieses Sägewerk
verarbeitete in erster Linie Hartholz zu Kleinmöbeln, Frühstücks-brettchen und
Wäscheklammern.
Nach Stilllegung des Sägewerkes Anfang der 1990er Jahre entstand hier der
Unterharzer Waldhof Silberhütte. In Zusammenarbeit mit der Stadt Harzgerode und
dem Betreuungsforstamt in Wippra gelang es 1998, diese Bildungseinrichtung ins
Leben zu rufen.
Bei Wanderungen zwischen Harzgerode, Alexisbad, Neudorf, Silberhütte und
Straßberg bleiben dem aufmerksamen Beobachter die vielen noch heute vorhandenen
Hinterlassenschaften aus der Hütten- und Bergbauzeit nicht verborgen. An vielen
Stellen erkennt man noch heute die unterschiedlichsten Sachzeugen wie Pingen,
Stollenmundlöcher, ehemalige Kunstteiche sowie trocken gefallene Kunst-gräben in
der Landschaft. Die in der Landschaft verbliebenen Abraumhalden aus der Hütten-
und Bergwerkszeit verschwanden größtenteils. Sie wurden zum Straßen- und Wegebau
genutzt.
Quellen: Luginsland, Beilage des Anhalter Anzeigers 26.08.1938
Hercynia N.F. Leipzig 10 (1973) 1, Seite 77 bis 95